Effektive Entscheidungsfindung mit der Pro- und Contra-Tabelle
In welchen Situationen sind Pro-und-Contra-Tabellen sinnvoll?
Sollen wir in eine eigene Immobilie investieren – oder weiter zur Miete wohnen? Soll ich eine weitere Programmiersprache lernen, um im Beruf weiterzukommen – oder wird mich das überfordern, mein Familienleben zu sehr belasten?
Sollen wir unseren Fuhrpark out-sourcen – oder doch besser mit den eigenen Fahrzeugen flexibler bleiben? Die Investition mit einem Bankkredit finanzieren – oder das Eigenkapital erhöhen? Ins Nicht-EU-Ausland expandieren oder versuchen, unsere Marktanteile in den EU-Ländern zu steigern?
Sollen wir versuchen, unser Teamwork mit agilen Ansätzen produktiver zu gestalten?
Im privaten Bereich wie im Unternehmen sind Entscheidungen zu treffen, deren mögliche Auswirkungen sich nicht allein finanziell bewerten lassen.
In vielen Fällen ist es keine gute Idee, rein intuitiv, aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Pro-und-Contra-Tabellen sind ein nützliches Werkzeug, um die Konsequenzen der Entscheidung dafür oder dagegen systematisch abzuwägen.
Pro-und-Contra-Tabellen (PuC-Tabellen) eignen sich besonders gut für Entscheidungsprobleme, bei denen klare Alternativen vorhanden sind und eine strukturierte Bewertung der Vor- und Nachteile erforderlich ist. Sie sind hilfreich bei:
- Auswahlentscheidungen (z.B. Produktkauf, Wahl einer Dienstleistung, Karriereentscheidungen).
- Bewertung von Strategien und Plänen in Geschäfts- und Projektmanagementkontexten.
- Situationsanalysen, bei denen Risiken und Vorteile abgewogen werden müssen.
Andererseits ist die Anwendung beschränkt auf „binäre“ Entscheidungen. Das sind Entscheidungen zwischen „Etwas tun“ und „Etwas nicht tun“.
Ist die Entscheidungssituation komplexer, muss man zum Beispiel aus zwei, drei oder mehr Optionen eine auswählen, bieten sich andere Werkzeuge (zum Beispiel die Nutzwertanalyse) an.
Das Tool kann sowohl von einzelnen Entscheidern als auch gemeinsam im Team genutzt werden.
Vorteile der Pro-und-Contra-Tabelle
Die PuC-Tabelle verbessert die Entscheidungsqualität und -produktivität, indem sie:
- Klarheit schafft: Durch das Auflisten von Pros und Contras wird die Entscheidungssituation transparenter und verständlicher.
- Struktur bietet: Sie zwingt dazu, systematisch über die Entscheidung nachzudenken und alle relevanten Aspekte zu berücksichtigen.
- Objektivität fördert: Indem für und gegen Argumente sichtbar gemacht werden, können emotionale oder voreingenommene Entscheidungen reduziert werden.
- Vergleichbarkeit ermöglicht: Verschiedene Optionen können direkt anhand ihrer Vor- und Nachteile verglichen werden.
- sorgfältigeres Abwägen fördert: Durch das Vorgehen werden die Risiken von Impulsentscheidungen deutlich reduziert.
Aufbau einer Pro-und-Contra-Tabellenvorlage
Eine klassische PuC-Tabellenvorlage ist einfach strukturiert:
- Eine Spalte für die Pro-Argumente (Vorteile, positive Aspekte).
- Eine Spalte für die Contra-Argumente (Nachteile, negative Aspekte).
- Optional: Eine Spalte oder Zeile für Gewichtungen oder Bewertungen der einzelnen Argumente, um deren relative Bedeutung zu bestimmen.
Entscheidungsfindung mit der Pro-und-Contra-Tabelle: Schritte
- Definition der Entscheidungssituation: Klären, welche Entscheidung ansteht und was genau bewertet werden soll.
- Sammeln von Argumenten: Alle relevanten Pro- und Contra-Argumente sammeln und in die Tabelle eintragen.
- Bewertung und Gewichtung: Die Bedeutung der einzelnen Argumente bewerten, eventuell durch Punktevergabe oder Gewichtung.
- Entscheidung treffen: Basierend auf der Auswertung der Tabelle und der Gewichtung der Argumente eine fundierte Entscheidung treffen.
Mögliche Fehler
- Unvollständigkeit: Wichtige Argumente werden übersehen oder ignoriert.
- Subjektivität: Die Bewertung der Argumente ist von persönlichen Vorlieben oder Voreingenommenheiten geprägt.
- Fehlende Gewichtung: Nicht alle Argumente sind gleich wichtig; ohne eine angemessene Gewichtung kann die Entscheidung verzerrt werden.
- Überanalyse: Zu viel Zeit mit dem Sammeln und Bewerten von Argumenten zu verbringen, kann zu Entscheidungsparalyse führen.
Ähnliche, komplementäre oder alternative Entscheidungstools
- SWOT-Analyse: Bewertet Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken; nützlich für strategische Entscheidungen.
- PMI-Analyse nach DeBono: Enthält die zusätzliche Spalte „I – Interessant“ für wichtige Aspekte, die weder gut noch schlecht sind.
- Entscheidungsmatrix: Bewerten von Alternativen anhand verschiedener Kriterien; komplexer als PuC, aber nützlich für detaillierte Analysen.
- Kosten-Nutzen-Analyse: Quantifiziert die Kosten und den Nutzen von Entscheidungen; gut für finanzielle oder investitionsbezogene Entscheidungen.
- Entscheidungsbäume: Visualisieren die verschiedenen Pfade und deren mögliche Konsequenzen; nützlich für komplexe Entscheidungen auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten.
Die Pro-und-Contra-Tabelle in der Praxis
Im Beispiel betrachtet ein selbstständiger Berater die Frage, ob er auf ein elektrisch angetriebenes Fahrzeug umsteigen soll. Er fährt jede Woche lange Strecken zu seinen Kunden und hat eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach seines Einfamilienhauses installiert.
Hier wurden die einzelnen Argumente noch konkretisiert.
Pro Argumente | Contra Argumente |
---|---|
Kosteneffizienz bei der Energieversorgung | Reichweiten- und Ladeinfrastrukturprobleme |
Geringere Betriebskosten durch niedrigere Energiekosten pro Kilometer. | Geringere Reichweite als Verbrenner, was auf Langstrecken zum Problem werden kann. |
Möglichkeit, den Strom für das E-Auto selbst mit der PV-Anlage zu produzieren. | Begrenzte Verfügbarkeit von Schnellladestationen, besonders in ländlichen Gebieten. |
Umweltfreundlichkeit | Höhere Anschaffungskosten |
Keine CO2-Emissionen im Betrieb, Reduzierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks. | Höhere initiale Kosten im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen, trotz staatlicher Förderungen. |
Unterstützung einer nachhaltigeren Lebensweise durch Nutzung erneuerbarer Energien. | Längere „Tankzeiten“ |
Technologie und Leistung | Ladezeit kann bei Langstreckenfahrten zu Verzögerungen führen. |
Zugang zu neuester Technologie und Fahrassistenzsystemen. | Unsicherheiten bei der Batterielebensdauer |
Besseres Fahrerlebnis durch sofortiges Drehmoment und schnelleren Antritt. | Batterieverschleiß kann zu reduzierter Reichweite und potenziellen zusätzlichen Kosten führen. |
Steuerliche Vorteile und Förderungen | Geringere Auswahl |
Staatliche Kaufprämien, Steuervorteile und Zuschüsse für private Ladestationen. | Während die Auswahl an E-Autos wächst, gibt es eine breitere Modellpalette bei Verbrennern. |
Geringere Kfz-Steuer im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen. |
Diese Tabelle fasst die wichtigsten Überlegungen zusammen und hilft dabei, eine fundierte Entscheidung bezüglich des Wechsels auf ein Elektroauto zu treffen.
Profi-Tipp:
Zur Entscheidungsfindung vereinfachen Sie Ihre Tabelle. Betrachten Sie nur die ein oder zwei stärksten Argumente jeder Seite und wägen diese gegeneinander ab.
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Trainer/Moderator
Dietmar Gamm, M.Sc. Dipl.-Ing.
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